Freitag, 6. September 2013

Defekte USB-Festplatte heilmachen

Heute habe ich mal wieder eine kleine Repair Story. Ein Bekannter hat mir eine defekte Samsung USB-Festplatte gegeben damit ich mal schaue, ob sie noch zu reparieren ist bzw. die Daten zu retten sind.

Schon von außen konnte man das Problem schnell erkennen: die mini USB Buchse war abgerissen und zwar gründlich – die seitlichen Lötstellen hatten die Massefläche mitgenommen und die Pins hingen krumm und schief ohne Gehäuse mehr oder weniger lose an ihren Lötstellen bzw. waren komplett abgebrochen. Das wird eine leichte Datenrettung dachte ich mir. Einfach die Platte aus dem USB Gehäuse nehmen, über SATA anschließen, Daten rüberziehen und ggf. ein neues USB-Gehäuse empfehlen – falsch gedacht! Meine Überraschung war nicht gering, als ich das Gehäuse geöffnet hatte: Da war kein SATA Anschluss – diese Platte hat wirklich selbst einen USB-Anschluss – direkt auf der Platine. Sowas hatte ich bisher noch nicht gesehen. Also doch versuchen, die abgerissenen USB-Buchse zu ersetzen. Als erstes habe ich mir mal eine neue Buchse besorgt, denn die abgerissene war definitv hinüber, so dass an wieder anlöten nicht zu denken war. Hier zunächst mal ein Bild der Unfallstelle:
Das sieht echt übel aus – oder? Als erstes habe ich mal die Platine ausgebaut, um vernünftig an den Operationsbereich heranzukommen und die Pin-Reste abgelötet, das Ganze etwas entfettet etc.
Und hier mein Reparatur-Zubehör – neue Buchse und Kraftkleber:
Also erstmal mit gaaaaanz wenig Lötzinn, einem Schluck Flussmittel und ruhiger Hand die neue Buchse auflöten. Echt fummelig! Und wirklich stabil ist das auch nicht, denn normalerweise wird so eine Buchse von den 4 Masse-Lötaugen gehalten. Und da die Massepads ja weg sind geht das nicht mehr, was zudem zur interessanten Frage führt, wie ich da wieder Masse drauf bekomme.
Letztlich habe ich mit Skalpell und Glasfaserradierer ein Stück Massefläche in der Nähe freigelegt und mit einem echt hässlichen Lötzinn-Blob angeschlossen.
Platine wieder einbauen und nun kommt also der spannende Moment! Gaaanz vorsichtig ein USB-Kabel anstecken, möglichst ohne diese fragile Buchsenkonstruktion gleich wieder abzureißen, an den Computer anschließen und hoffen, dass dessen USB-Schnittstelle nun nicht gebraten wird. Also sicherheitshalber über einen billigen USB-Hub...
Und siehe da – die Platte meldet sich!

[12023260.948923] usb 1-1.3: new high-speed USB device number 33 using ehci_hcd
[12023261.045519] usb 1-1.3: New USB device found, idVendor=04e8, idProduct=1f0a
[12023261.045529] usb 1-1.3: New USB device strings: Mfr=1, Product=11, SerialNumber=3
[12023261.045537] usb 1-1.3: Product: Samsung S2 Portable
[12023261.045543] usb 1-1.3: Manufacturer: JMicron
[12023261.045549] usb 1-1.3: SerialNumber: 00000011E09310500334
[12023261.046516] scsi7 : usb-storage 1-1.3:1.0
[12023262.082143] scsi 7:0:0:0: Direct-Access Samsung S2 Portable 2AR1 PQ: 0 ANSI: 2 CCS
[12023262.083804] sd 7:0:0:0: Attached scsi generic sg3 type 0
[12023262.084619] sd 7:0:0:0: [sdc] 1953524736 512-byte logical blocks: (1.00 TB/931 GiB)
[12023262.085358] sd 7:0:0:0: [sdc] Write Protect is off
[12023262.085366] sd 7:0:0:0: [sdc] Mode Sense: 28 00 00 00
[12023262.086136] sd 7:0:0:0: [sdc] No Caching mode page present
[12023262.086148] sd 7:0:0:0: [sdc] Assuming drive cache: write through
[12023262.089373] sd 7:0:0:0: [sdc] No Caching mode page present
[12023262.089383] sd 7:0:0:0: [sdc] Assuming drive cache: write through
[12023262.120260]  sdc: sdc1
[12023262.123727] sd 7:0:0:0: [sdc] No Caching mode page present
[12023262.123737] sd 7:0:0:0: [sdc] Assuming drive cache: write through
[12023262.123745] sd 7:0:0:0: [sdc] Attached SCSI disk


Und auch die hübsche blaue Aktivitäts-LED flackert beim Zugriff fröhlich vor sich hin:

Hab die prekäre Buchse ordentlich mit dem Kraftkleber umschmiert. Für den Alltagseinsatz wird das sicher nie mehr was, aber zumindest kann man nun in Ruhe die Daten kopieren.