Samstag, 26. Januar 2013

Schachcomputer Reparatur

Nach langer Bloggingpause gebe ich mal wieder ein Lebenszeichen von mir. Einen konkreten Anlass gibt es auch: Ich habe ein tolles neues Spielzeug geschenkt bekommen – einen alten Schachcomputer (Danke Kathi&Josef)! Inklusive großem Magnetsensor Holzschachbrett, Figuren, Computermodul und zwei Programm-Modulen (ESBII und Mephisto II). Vermutlich ist es ein Mephisto ESB II. Baujahr dürfte so Anfang/Mitte der Achziger liegen. Hier ein paar Impressionen:


 

Einschalttest

Leider hatte sich das Netzteil nicht gleich gefunden, so dass wir hier zuerstmal ein wenig Spannungsversorgunsraten spielen müssen. Das Handbuch schweigt sich dazu leider aus. Im Netz habe ich zumindest für das Grundmodul was gefunden, allerdings war mal von 6.5V DC und mal von 8.5V AC die Rede. Ich nehme an DC dürfte es tun – immerhin kann man das Grundgerät auch mit 4 AA Zellen betreiben. Mit einem Baumarkt-Steckernetzteil habe ich das Ding bei 9V in äußerlich zufriedenem Zustand. 6V schienen nicht zu reichen und 7.5 führten zwar zu Funktion, aber extrem müde glimmenden LEDs – also 9V. Nun leuchtet die grüne LED in der Ecke und zwei Rote blinken fröhlich. Hm – was mag das heißen? Also schreiten wir zum Äußersten: Blick in die Anleitung werfen. OK, das ist normal. Das Ding will uns sagen, dass wir nun die Figuren aufstellen sollen. Gesagt, getan und hier sind sie:

Aber hoppla – was will mir die LED bei H4 sagen?

 

Diagnostik

Laut Anleitung sollten nur dort LEDs blinken, wo die Aufstellung noch fehlerhaft ist. Und im Großen und Ganzen war das auch so – fehlt noch eine Figur, blinkt es dort (nach jedem Reset). Und wenn ich eine Figur mitten aufs Brett stelle blinkt es dort auch – weil es leer sein sollte. Also glaubt der Compi wohl, da stünde eine Figur. Bevor wir aber zum Werkzeug greifen erstmal ein systematischer Test. Mit der "List" Taste kann man eine Stellungskontrolle durchführen. D.h. nach jedem Tastendruck wird auf dem Display und per LED angezeigt, welche Figuren sich nach Meinung des Computers wo befinden (bzw. sollten). Auch hier das gleiche Bild: H4 ist mit einer dem Compi unbekannten Figur besetzt.

Nächster Test: Alle Felder rund um H4 mit Figuren bestücken uns sehen, ob er sie detektiert. Ja, tut er. Hier z.B. für G3:

Habe dann noch systematisch alle Felder getestet, die nichts enthalten sollten und bis auf H4 gab es keine weiteren Probleme. Die akustische Prüfung hat auch nicht viel gebracht: Für alle Felder hört man ein sehr leises klick wenn man die Figur vom Feld entfernt. Bei H4 scheint es auch zu gehen, wenn ich auch den Eindruck habe, dass es erst ab dem 3. Versuch wirklich hörbar wurde - kann aber auch Einbildung sein. Wie auch immer – Diagnose: defekter Reed-Kontakt.

Frisch ans Werk

Die Bodenplatte wird nur von ein paar Holzschrauben gehalten, die waren schnell entfernt. Nun kann man die Schublade herausnehmen und ein weiteres Abdeckbrett entfernen, so dass man freie Sicht auf die Unterseite der Platine bekommt:



Und 16 Schäubchen später dürfen wir die Oberseite bewundern:




Überraschung: da sind je zwei Reedkontakte pro Feld! Das hätte ich nicht erwartet. Zudem sind sie parallel geschaltet. Soll das sicherstellen, dass auch leicht verschobene Figuren erkannt werden? Keine Ahnung. Jedenfalls habe ich alle 64 durchgemessen und alle waren offen – außer H4.
Und weil ich (a) ein Glückspilz bin und (b) alles kaufe/horte, das mal zu einer Bastelei gut sein könnte und nicht viel kostet habe ich tatsächlich Reedkontakte da! Ja, Judith – die sind wirklich mal zu was gut!  :-))))
Nach eingehender visueller Inspektion war ich mir 100% sicher, welcher der beiden Kontakte hängt und getauscht werden muss. Also raus damit, nachmessen, den anderen auslöten und den ersten sowie einen neuen wieder rein. Alles zusammenbauen und – Trommelwirbel – es geht wieder!
Hier zum Beweis ein kleines Probespiel (nicht lachen, waren nur mehr oder weniger zufällig Züge, zum Testen):

Alles was jetzt noch fehlt ist eine kleine Politur mit Öl oder anderer Holzpflege und dann ist er wie neu! Die nächste Herausforderung besteht nun darin das Ding wenigsten einmal in die Knie zu zwingen. Ich bin nämliche kein so begnadeter Schachspieler. Oder vielleicht könnte man einen Roboterarm bauen, der z.B. GNUchess gegen den Mephisto antreten lassen kann? Reizvoll, aber nicht heute...