Dienstag, 29. Dezember 2015

Neuer Server

Ich hatte einen Server. Naja eigentlich war es kein Server, sondern ein stinknormaler PC, auf dem ich ein Debian LINUX laufen hatte. Er diente mir im Wesentlichen als Fileserver – z.B. um meine Daten vom Laptop zu synchonisieren. Kürzlich hat er den Geist aufgegeben, was mich sehr verdross! Eine Weile habe ich meine Daten halt mit der USB Platte gesichert, die zuvor das Server-Backup war, aber so richtig glücklich war ich damit nicht. Ein Sync ist schöner und auch die Möglichkeit sich von außen einzuloggen vermisse ich schmerzlich.

Der Neue

Also musste ein neuer Server her. Und so hab ich recherchiert. Zunächst dachte ich an eine NAS-Box, z.B. QNAP TS543 oder Synology DS415 oder sowas. Das sind schöne Geräte, aber halt keine so richtigen Server in dem Sinne, dass ich das Betriebssystem komplett unter Kontrolle hätte. Ja - das kann man hacken und so, aber eigentlich will ich nur einen Server und kein riesen Projekt daraus machen. Und so habe ich angefangen "richtige" Server anzuschauen und bin dabei auf eine sehr schöne Alternative gestoßen, die ich mir dann besorgt habe: HP Proliant Microserver Gen8. Dazu zwei WD-Red Server Platten mit je 4TB und eine 128GB SSD als Systemplatte. Hier mal einige Impressionen:




 


Hardware

Zunächst mal das Gerät erkunden. Der Server ist ein hübsches Würfelchen von ca. 25cm Kantenläge. Die Kiste hat vier Festplatten Bays, die von vorne zugänglich sind und einen RAID Controller (für den es aber leider keine Treiber in Debian gibt) jede Menge USB-2.0 und USB-3.0 Buchsen, 2 vorne und eine direkt auf dem Motherboard - davon später mehr. Ein VGA-Port ist noch da und drei Gigabit Ethernet Ports. Die Harddisk Bays verschwinden hinter einer netten silbernen Klappe und so sieht das Ganze dann ausgesprochen aufgeräumt aus. Beim Aufschrauben merkt man sofort - das ist ein Profigerät und kein Spielzeug: Alles fühlt sich stabil an, hinter der Frontklappe findet sich ein Torx-Schlüssel zum Lösen der Geäuseschrauben, die dann zur größeren Bequemlichkeit auch noch große Plastik-Griffchen haben. Deckel ist schnell ab und das Innenleben ist durchaus eng gepackt, wirkt aber sehr aufgeräumt.
Die Rechnerei übernimmt ein Celeron G1610T Prozessor mit 2.3 GHz und zwei Cores. Kann man aufrüsten, muss man aber nicht (und so zieht er nicht so irre viel Strom). 2GB RAM waren schon dabei, 8 weitere habe ich noch nachgerüstet und so denke ich, dass die Kiste meinen Bedürfnissen problemlos gerecht werden sollte.
 

iLO – intregrated Lights Out

Woran man dann wirklich merkt, dass man kein Desktop System, sondern einen richtiger Server vor sich hat ist der iLO Port. Das ist einer der drei Ethernet Ports, der ausschließlich der Fernwartung gewidmet ist. Beim Booten zeigt der Server an, welche IP dieses Interface hat und man kann sich dann via https (oder ssh) verbinden:

Sobald man eingeloggt ist, erschließt sich dann die Wunderwelt der Server-Fernwartung. Hier z.B. eine simple Systemübersicht:
Und wenn ich wissen will, wie warm es im Gehäuse ist voila:
iLO bietet aber noch viel mehr. Z.B. eine virtuelle Textkonsole, die Möglichkeit virtuelle Medien zu mounten (z.B. ISO-images) oder eine recht umfassende Konfigurierbarkeit mittels Scripting und XML Files. Das klingt nach einer schönen Spielwiese. Für mich natürlich nur Spaß , aber wenn man eine Halle voller Server-Racks hat sind das lebenswichtige Funktionen.

Bevor es richtig losgeht habe ich noch das BIOS aud den neuesten Stand gebracht und mir eine Million Handbücher von der HP-Seite geladen. Das nenne ich mal vernünftige Doku.

Über das iLO könnte man alleine schon zig Blog Einträge schreiben. Es hat eine Userverwaltung, man kann SSH Keys hinterlegen, das Event-log zeichnet alles Wissenswerte auf, ich kann den Server remote starten, reseten und herunterfahren, auch wenn es das OS nicht will, oder hängt. Zudem erfahre ich, wie es der CPU, den Platten und so ziemlich allen anderen Gerätschaften gerade so geht. Auch Firmware Upgrades gehen über das Web Interface und falls das mal in die Hose gehen sollte, verfügt das Gerät über ein redundantes ROM, so dass die letzte BIOS Version für den Notfall noch da ist. Hätte ich mehrere solche Server könnte ich das ganze Rudel in einem Rutsch upgraden oder herunterfahren, denn die iLOs reden miteinander (iLO Federation)

-> Nerd Heaven!

Fortsetzung folgt...

Donnerstag, 11. Juni 2015

Tischbohrmaschine

Prolog

Manchmal muss ein Mann einfach ein Loch bohren. Nun habe ich nicht direkt Mangel an Bohrinstrumenten: Akkubohrer, Schlagbohrmaschine, Bohrhammer, Nasenbohrer, Proxxon-Mini-Bohrschleifer – alles da. Was die aber alle nicht vernünftig können, ist ein echt senkrechtes Loch z.B. in Metall oder so. Und das nervt, weil man es doch gelegentlich haben will, wenn man mal wieder irgendwas kleines bastelt.

Pläne

Die Lösung ist offensichtlich: ich brauche eine Standbohrmaschine. Also auf ins allwissende Weltweite Netz und die einschlägigen Foren studieren, was man so kaufen kann. Aha - also auf keinen Fall aus dem Baumarkt, das ist alles lebensgefährlicher Schrott, der eigentlich gar keine Löcher bohrt, sondern nur Krater erzeugt –  hm. Optimum und Quantum oder Bernardo werden genannt - das sei zwar eines echten Handwerkers auch nicht würdig, hätte aber nicht die sofortige Exkommunikation aus der Maker-Gemeinde zur Folge. Nur welche? Und was braucht man noch so? Kraftstrom muss es unbedingt sein erfahre ich, weil alles andere unzumutbar sei. Aber ganz eigentlich sind Quantum/Optimum natürlich auch nur Chinaschrott mit veredelter Fassade – sagen jedenfalls die Ständerbohrmaschinen-Götter in den Foren und verheimlichen nicht ihre Verachtung für die Qualitätsagnostiker.

Ad astra

Also doch lieber ein alte Industriemaschine? Die halten ewig, und man muss sich auch nicht mit diesen fatalen Fehljustierungen um mehrere Nanometer herumärgern. Oder gleich eine Neue? Da weiß man was man hat! Also auf zu den einschlägigen Werkzeugversorgern im Netz.

Als ich dann mit Hilfe von Riechsalz wieder aus meiner Ohnmacht erwachte, in die ich angesichts der Preise gefallen war, wurde mir klar: die spinnen alle! Ich will nur mal ein Loch bohren und das soll halbwegs grade sein, jedenfalls besser, als ich es freihändig hinkriege und mich dafür nicht bis in die dritte Generation verschulden.

Katharsis

Also in den Baumarkt! Pah!

Dort fand ich eine Rotwerk RB18 vario. Die ist garantiert aus China, läuft mit nur 230V (die ich im Gegensatz zu Kraftstrom tatsächlich im Keller liegen habe) war verhältnismäßig billig und fühlte sich so einigermaßen benutzbar an. Also gekauft.

Auf dem Boden der Realität

Zuhause hab ich sie dann aufgebaut. Oder besser: ich wollte sie aufbauen, was sich aber als schwierig erwies, weil sich die blöden Schrauben, mit denen man die Muffe für die Säule an der Fußplatte befestigen soll einfach nicht tief genug einschrauben ließen. Was ist da los? Offenbar hat der unterbezahlte Chinese in der Produktion keine Lust gehabt, die Gewinde bis ganz runter zu schneiden - jedenfalls waren die nicht lang genug. Grumpf!

Da war ich kurz davor, den ganzen Kram wieder einzupacken, dem Baumarktpersonal in pathetischer Geste vor die Füße zu werfen und eine Maschine im Gegenwert von 10 Jahresgehältern zu besorgen. Aber dann erinnerte ich mich daran, wie sauschwer das Ding ist und wie wenig Lust ich hatte, zum vierten Mal an diesem Tag (ist eine andere Geschichte) zu  dem verfluchten Baumark zu fahren. Also hab ich ihr eine zweite Chance gegeben und die vermaledeiten Gewinde selber nachgeschnitten – und schon klappte es auch mit den Schrauben und die Säule sitzt nun schön fest:



Die restliche Montage war relativ simpel und zu einem Probeloch bin ich ebenfalls noch gekommen. Und was soll ich sagen - es war ziemlich – äh – lochförmig. Also genau das, was ich haben wollte. Zugegeben – der Tiefenanschlag, den die Erbauer erdacht haben, ist ein schlechter Witz aber ich denke für ein paar Löcher in Platinen oder Frontplatten und anderem Heimbastlerkram wird die Maschine dennoch ausreichen. Sozusagen die Rigol unter den Tischbohrmaschinen: Unglamurös, mäßig schön, aber gut genug für was ich momentan brauche und nicht teuer.





Sollte ich eines Tages beschließen, in die semiprofessionelle Metallbearbeitung einzusteigen kann ich mir immer noch was beeindruckenderes suchen...

Montag, 1. Juni 2015

Der Knopf™

"Mal schnell den Knopf drücken" ist zum geflügelten Wort bei uns in der Abteilung geworden, wenn jemand meint, dass eine zuvor sauber programmierte Analyse ja quasi von alleine durchläuft. Das stößt nicht immer auf Gegenliebe bei denjenigen, die "nur mal den Knopf drücken" müssen und so habe ich beschlossen, das Thema aufzugreifen. Wörtlich.

Ein Knopf musste also her, der automatisch was startet. In der Bastelkiste hatte ich noch mehrere AVR USB-Sticks, wie diesen:
Hat beim netten Chinesen auf eBay nur 3,50 oder so gekostet und ist eine tolle Spielwiese: AT90usb162 Microcontroller, ein Taster, zwei LEDs – was will man mehr? Das Tasterchen entsprach aber nun gar nicht meinen eher plakativen Vorstellungen, also habe ich den USB-A Stecker entfernt und durch ein langes USB-Kabel ersetzt. An den Taster habe ich zwei Schaltdrähte drangelötet und an den schließenden Taster eines Pilztasters geklemmt. Das Ganze dann mit doppelseitigem Klebeband im Innenleben fixiert und mit Kabelbinder und etwas Sugru die Zugentlastung gebastelt:
Gehäuse wieder zusammenschrauben und fertig ist das Prachtstück:
Das sieht doch schon mal gut aus. Nun noch Firmware schreiben. Auch das war recht einfach. Ich habe als Startpunkt ein Stück Code für den Teensy verwendet, der demonstriert, wie man ein USB-HID device programmiert und das einfach nach meinen Bedürfnissen angepasst. Hier das Hauptprogramm:

/*
 *  DER KNOPF
*/
#include <avr/io.h>
#include <util/delay.h>
#include "usb_keyboard.h"

#define CPU_PRESCALE(n)    (CLKPR = 0x80, CLKPR = (n))

int main(void){
    uint8_t lock; // locking flag
    CPU_PRESCALE(0);

    DDRD &= ~(1<<PD7);
  // configure PD7 as input
    PORTD |= (1<<PD7);
  // turn on pull-up
    usb_init();
    while (!usb_configured()); // wait for host
    _delay_ms(1000);    //  sleep 1 more second, just in case

    lock = 0; // unlock key
    // job loop
    while (1) {
        if ( !(PIND & (1 << PIND7)) ){
            // key pressed
            if ( !lock ) {
                lock = 1; // lock key

                // type command
                usb_keyboard_press(KEY_R, KEY_LEFT_GUI);
                _delay_ms(300); // wait for dialog to open
                usb_keyboard_press(KEY_D, 0);
                usb_keyboard_press(KEY_E, 0);
                usb_keyboard_press(KEY_R, 0);
                usb_keyboard_press(KEY_K, 0);
                usb_keyboard_press(KEY_N, 0);
                usb_keyboard_press(KEY_O, 0);
                usb_keyboard_press(KEY_P, 0);
                usb_keyboard_press(KEY_F, 0);
                usb_keyboard_press(KEY_PERIOD, 0);
                usb_keyboard_press(KEY_B, 0);
                usb_keyboard_press(KEY_A, 0);
                usb_keyboard_press(KEY_T, 0);
                usb_keyboard_press(KEY_ENTER, 0);
            }
        } else {
            // key released
            lock = 0; // unlock key
        }
        _delay_ms(100); // delay for debouncing
    }
}


Steckt man das Ding nun an den Rechner, meldet sich der Knopf als Human Interface Device an - konkret behauptet er eine Cherry Tastatur zu sein (kann man in usb_keyboard.c konfigurieren). Wenn man ihn drückt, "tippt" er dann zunächst  Win+R (also "run command" unter Windows) und danach "DERKNOPF.BAT". Nun muss man also nur noch dafür sorgen, dass ein batch File dieses Namens im Pfad liegt (z.B. c:\Benutzer\philipp\) und schon tut der Knopf sein Werk.

Freitag, 15. Mai 2015

Urlaubsfotos reparieren – mit exiftool und R

Wir waren im Urlaub – eine Woche Toskana. Schön :-)

Und natürlich hatte ich ein paar Kameras dabei. Konkret meine Nikon D7000 und die Fuji X20. Beide habe ich ordentlich zum Einsatz gebracht und einen riesen Haufen Bilder gemacht. Am 2. Tag, mitten in Volterra habe ich bemerkt, dass die Uhrzeit in der X20 nicht korrekt eingestellt war. Ist ja kein Problem, einfach schnell korrigiert und schon konnte es weiter gehen...

Am Abend habe ich dann alle Bilder auf das Laptop geladen und gesichtet/aussortiert. Und da fiel mir was seltsames auf: ab einem bestimmten Punkt gingen plötzlich Bilder durcheinander. Soll heißen, sie kamen nicht in der korrekten Reihenfolge und ich sah für eine Weile immer abwechselnd welche von innen und außen einer Kirche. Was ist da los? Na klar – die waren kurz vor bzw. nach der Zeitkorrektur aufgenommen worden und da Digikam die Fotos nach Aufnahme-Datum- und -Zeit sortiert, waren einige halt ineinander verschachtelt worden. Grumpf!

Natürlich ist das nicht wirklich schlimm, aber geärgert hat mich das schon. Andererseits: wie schwer kann es sein, die Datumsangabe zu korrigieren? Zuerst hatte ich ein wenig in den Menüs von Digikam herum gestochert, aber nicht wirklich eine gute Lösung gefunden. Also Kommandozeile zum Rettungseinsatz! Da gibt es nun ein sehr nützliches und extrem mächtiges Werkzeug namens exiftool. Das kann die Metadaten diverser Bild und anderer Medienformate lesen und schreiben. Damit sollte das doch gehen. Und in der Tat kann man sehr leicht viel über ein Bild in Erfahrung bringen:
>exiftool D7K_6266.JPG
ExifTool Version Number         : 9.74
File Name                       : D7K_6266.JPG
Directory                       : .
File Size                       : 11 MB
File Modification Date/Time     : 2015:05:04
                                  11:49:56+02:00
File Access Date/Time           : 2015:05:15
                                  21:07:14+02:00
File Inode Change Date/Time     : 2015:05:04
                                  21:26:46+02:00
File Permissions                : rw-------
File Type                       : JPEG
MIME Type                       : image/jpeg
Exif Byte Order                 : Big-endian
Processing Software             : digiKam-4.4.0
Make                            : NIKON CORPORATION
Camera Model Name               : NIKON D7000
[...]
OK - das ist schon mal gut – damit sollte sich das doch hinkriegen lassen. Nur stellt sich nun die Frage, welche Bilder eigentlich betroffen sind, schließlich will ich ja nur die modifizieren, die vor der Zeitjustierung auf der X20 aufgenommen wurden. Die richtige Kamera zu erwischen ist leicht: die Bilder meiner D7000 haben Filenamen im Stil D7K_6432.JPG und die X20 erzeugt Files nach dem Schema DSCF4535.JPG.
Aber wie finde ich nun die Stelle, an der ich die Zeit umgestellt habe? Und um wieviel muss ich korrigieren?

EXIF Daten systematisch analysieren

Als erstes habe ich also mal die Metadaten aller X20 Fotos in tab separierter Form ausgelesen. D.h. eigentlich interessierte mich nur der Aufnahme-Timestamp und so habe ich nur den und den Dateinamen angefordert:
    exiftool -T -filename -ExifIFD:DateTimeOriginal DSCF* \
        > ~/exif.tbl

Dieses File kann man nun super in meine Lieblings-Datenanalyse-Software R laden und weiter analysieren:
# read the data
dat <- read.delim('exif.tbl', header=FALSE, stringsAsFactors=FALSE)

# add some usefull column names
colnames(dat) <- c('filename','date')

# convert the date to proper datetime object
dat$date <- strptime(dat$date, "%Y:%m:%d %H:%M:%S")

# extract file numbers from filenames
dat$filenum <- as.integer(substr(dat$filename, 5, 8))

# sort by filenum, just in case
dat <- dat[order(dat$filenum), ]

Die Daten sollten nun schön in Form gebracht sein und man kann anfangen, sie anzuschauen:
> head(dat)
      filename                date filenum
1 DSCF4464.JPG 2015-05-02 18:19:52    4464
2 DSCF4465.JPG 2015-05-02 18:20:02    4465
3 DSCF4466.JPG 2015-05-02 18:20:10    4466
4 DSCF4467.JPG 2015-05-02 18:20:43    4467
[...]

OK - sieht gut aus. Erst mal ein Plot der Daten, das hilft fast immer:
with(dat, plot(filenum, date, col='royalblue'))
Wie man sehen kann, habe ich am Samstag Abend noch ein paar Fotos gemacht und dann ganz viele am Sonntag. Montags hatte ich nur die D7000 im Einsatz und daher keine Bilder der X20 usw. Wie schon gesagt hatte ich die Zeit am Sonntag korrigiert. Also fokussieren wir mal auf das Zeitinterval von 12:00 bis 17:00 an besagtem Sonntag:

with(
    dat[
        dat$date >= strptime(

                '2015-05-03 12:00',
                "%Y-%m-%d %H:%M"
            ) &
            dat$date <= strptime(
                '2015-05-03 17:00',
                "%Y-%m-%d %H:%M"
            ),
    ],
    plot(filenum, date, col='royalblue')
)
So sieht man schon mehr! Z.B. dass wir so gegen halb zwei in Volterra angekommen waren oder wann wir Pinkelpause gemacht haben. Aber zurück zum Thema: Nachdem die Datenpunkte in der Reihenfolge der Filenummern auf der x-Achse aufgetragen sind, sollte die Kurve monoton steigen. Aber so ca. bei Nummer 4530 oder so ist plötzlich ein Sprung um etwa 20 Minuten in die Vergangenheit zu erkennen. Das ist der Zeitpunkt an dem ich die Uhr gestellt hatte! D.h. alle Bilder vor diesem Sprung müssen um ca. 20 Minuten korrigiert werden. Aber wo genau geht es los? Auch da kann R helfen:
# find all rows for which timediff is negative
dat[which(diff(dat$date)<0), 'filenum']

[1] 4528
diff ermittelt jeweils die Differenz zwischen aufeinanderfolgenden Elementen eines Vektors. In unserem Fall in Sekunden. Und das Ergebnis des obigen Befehls sagt uns, dass an Position 4528 offenbar der Bruch lag d.h. das File danach lag vor 4528. Prüfen wir das mal kurz:
dat
        filename                date filenum
1   DSCF4464.JPG 2015-05-02 18:19:52    4464
2   DSCF4465.JPG 2015-05-02 18:20:02    4465

[...]
63  DSCF4526.JPG 2015-05-03 14:02:56    4526
64  DSCF4527.JPG 2015-05-03 14:03:02    4527
65  DSCF4528.JPG 2015-05-03 14:03:13    4528
66  DSCF4529.JPG 2015-05-03 13:43:29    4529
67  DSCF4530.JPG 2015-05-03 13:43:38    4530

[...]
Bingo! Also muss ich alle DSCF Files bis einschließlich DSCF4528.JPG um 20 Minuten zurückdatieren.


Und wie macht man das? Nun, zuerst habe ich mal alle fraglichen Files in einen Bastel-Ordner kopiert und dann das time shift feature von exiftool verwendet:
exiftool -AllDates-=0:20 *
Und das ist es dann auch schon. Alle *_orginal Files löschen, die exiftool sicherheitshalber angelegt hatte und dann die korrigierten Dateien in den ursprünglichen Ordner verschieben – fertig.

Sonntag, 26. April 2015

Thinkpad Upgrade

Wie man aus meinen früheren Posts weiß, liebe ich mein Thinkpad T440s. Aber natürlich ist es nicht perfekt und deshalb sind heute ein paar Upgrades fällig.

BIOS update

Wie man aus meinen Post von vor ca. einem Jahr sehen konnte, hatte ich anfangs kein Glück mit meinem T440s – ich hatte sage und schreibe zwei mal das Motherboard gebraten nur durch die Installation von LINUX bei aktivem UEFI boot. Nach zweimaliger Garantie-Reparatur hatte ich dann UEFI im BIOS deaktiviert und war seitdem glücklich mit meinem Thinki. Aber inzwischen hat Lenovo das Problem längst behoben und so fand ich es an der Zeit, mal ein BIOS update zu machen. Erfreulicherweise geht das auch ohne Windows, was leider keine Selbstverständlichkeit ist. Aber es gab eine Boot-CD mit dem BIOS-Updater zum Download und so habe ich mal mein USB-CD-Laufwerk entstaubt und bin ans Werk gegangen. Leider wollte das blöde Ding nicht von der CD booten!

Was ist da los? Lang habe ich im BIOS herumgestochert, die Boot-Reihenfolge verändert, die CD neu gebrannt herum gegoogelt u.v.m. Des Rätsels Lösung war, dass ich UEFI Boot aktivieren muss, damit das geht. Au weia! Die Gewährleistung ist vorbei und ich hatte ganz schön Schiss, dass ich das Ding wieder bricke - diesmal auf eigene Kosten...
Aber letztlich habe ich mir ein Herz gefasst, UEFI aktiviert und sicherheitshalber die LINUX-Disk aus der Liste der Boot-Devices entfernt. Reboot, Luft anhalten, Bios-Upgrade Tool läd. Uff! Also das Update gestartet und nach ein paar Sekunden nach Anweisung rebooten. Nur hochfahren wollte der Rechner dann nicht mehr. Schwarzer Bildschirm, keine Reaktion. nicht mal der Power-Button reagierte. Sch****! Nicht schon wieeeeeeder!!! Ich werd verrückt!
Aber die Panikattacke war verfrüht – nach Akku-Entfernung, Hard-Reset und etwas Geduld ist er wieder hoch gekommen. Zwar musste ich das Update erneut machen (ist wohl irgendwas schief gegangen), aber diesmal lief's wie Butter und nun habe ich ein aktuelles BIOS :-)

Mehr SSD Wums

Den tieferen Sinn der BIOS-Aktion will ich auch nicht verschweigen: Da ich Unmengen Daten habe und nicht einsehe, die nicht auch komplett auf dem Laptop zu haben, hatte ich mir damals ja eine 1.5TB Platte eingebaut, denn so große SSD gibt's noch nicht und wenn sind sie erstmal unerschwinglich und außerdem brauche ich das Tempo für die user-Daten auch eher nicht. Aber natürlich ist der schnelle Boot-Vorgang ein echter Vorteil der SSD und so hatte ich damals eine Konfiguration gekauft, die eine 16GB M.2 SSD beinhaltete.

Ja - 16GB ist nicht viel, aber für das System reicht es locker. Dachte ich damals jedenfalls. Leider falsch gedacht – denn inzwischen krebse ich an der Grenze der Komplettfüllung herum und das ist kein Zustand. Inzwischen kann man M.2 SSDs in vernünftiger Größe auch kaufen, was damals nicht der Fall war. Offenbar hatte Lenovo einen Geheimlieferanten. Jedenfalls für die ultrakurze 42mm Bauform, die für die Thinkpads zwingend erforderlich ist.

Jedenfalls habe ich mir eine Transcend MTS400 M.2 SSD mit 128GB besorgt:


Womit wir zu einer computerphilosophischen Kernfrage vordringen: Warum kauft man sich ein Thinkpad, obwohl es viel teurer ist, als Konkurrenzgeräte mit vergleichbaren Specs?

Weil es trotz aller Unkenrufe immer noch eines der am besten verarbeiteten Geräte ist und weil ich es frei konfigurieren kann (z.B. mit meiner geliebten US-Tastatur), vor allem aber: Weil man es aufschrauben kann! D.h. ich kann es aufrüsten und reparieren!
Versuch doch mal ein Samsung Ultrabook zu öffnen, ohne es kaputt zu machen. Von diesen Obst-Computern ganz zu schweigen...

Und nicht nur kann man es aufschrauben – Lenovo bietet sogar ein echt gutes Hardware Maintenance Manual zum Download an, in dem genau beschrieben ist, wie man den Rechner öffnet und diverse Komponenten aus-/einbaut. Das nenne ich mal guten Support!

Also her mit dem Schraubenzieher und ran die Kiste: Boden runter und die M.2 SSD suchen. Laut Manual sollte sie hier sein:
Hm – ist sie aber nicht. An dieser Stelle ist nämlich eine Ericsson WWAN-Karte verbaut:

Wo zum Geier ist dann die SSD??? Ich bin sicher, sie ist drin, denn ich boote täglich von ihr! Ich habe mich gründlich im Rechner umgeschaut - jedenfalls soweit man das kann, ohne weitere Schrauben zu entfernen und nix gefunden. Das gibt's doch nicht. Wo is das Ding? Nach längerem Nachdenken fiel mir vage ein, dass sich bei der Bestellung Smartcard-Reader und M.2 SSD ausgeschlossen hatten, wenn man den WAN-Adapter haben wollte. Da ich eh nicht wusste, wozu ich einen Smartcard Reader brauche hatte ich lieber die SSD genommen. Also mal sehen wo der Reader gewesen wäre:

Also mal den internen Akku ausbauen, der da drüber liegt und dann das oben abgebildete Konstrukt zerlegen.



Aha - darunter also sitzt sie tatsächlich! Perfekt – schon habe ich eine vernünftige Boot-SSD (im Bild schon zu sehen)  :-)

Touchpad

Kommen wir nun zu einem Thema, dass mir besonders am Herzen liegt. In meinem damaligen Review des T440s war ich insgesamt begeistert und bin es immer noch – bis auf einen einzigen Punkt: Ich will meine Trackpoint-Tasten wieder haben!
Wie ich schon damals schrieb, kann ich mich über die neue Tastatur nicht aufregen – sie ist gut. Nur die lineare Anordnung von Home/End/Insert/Delete ist unglücklich, aber meine Finger haben sich daran gewöhnt. Was mich aber immer noch auf die Palme bringt ist, dass mein geliebter Trackpoint mit dem neuen tastenlosen Touchpad nicht mehr wirklich verwendbar ist, weil man einfach nicht vernünftig klicken kann. Ja, der große neue Touchpad ist einer der besseren seiner Zunft, aber wer viel tippt wird mit jedem Touchpad, den ich bisher probiert habe einfach auf Dauer verrückt, weil man ständig unabsichtlich den Cursor verschiebt. Ich hatte das bisher mit einer Softwarelösung kompensiert, die den Touchpad deaktiviert, sobald man tippt und erst nach ein oder zwei Sekunden nach dem letzten Tastendruck wieder scharf schaltet. So kann man arbeiten, aber perfekt ist es nicht, weil man immer wieder auf das Aufwachen des Pads warten muss.

Ich war nicht allein mit dieser Meinung, denn das Netz ist voll mit ätzenden Kommentaren zu dieser unglücklichen Design-Entscheidung. Und Lenovo hat die Anwender erhört und das Nachfolgemodell T450s hat wieder richtige Tasten!

Das hat mir fast den Gedanken in den Kopf gesetzt, meinen T440s durch einen T450s zu ersetzen. Aber meiner läuft noch wie geschmiert. Und der neue ist nur unwesentlich schneller/toller/besser. Nein - nur wegen dreier Tasten gebe ich nicht so viel Geld aus. Aber schwärmen und Bildernschauen kann man ja mal. Täglich. Oder auch öfter. Hm. Der ist echt nur ein Facelift des T440s. Nein Phil, Du bleibst standhaft. Ist wirklich ein T440s mit Tasten – schön. Aber sonst wirklich 100% gleich. Moooment mal – der ist echt total gleich, bis auf den neuen Touchpad mit den Tasten! Auf den Millimeter gleich! Könnte das bedeuten, dass man den neuen Touchpad in den T440s einbauen kann? Und kann man das Ersatzteil überhaupt kaufen? Man kann – nicht offiziell, aber der nette Hong-Kong Chinese auf Ebay hat sowas im Angebot. Her damit!

OK - das sieht schonmal gut aus und fühlt sich auch wirklich gut an. Was jetzt kommt ist aber nix für schwache Nerven. Also, liebe Kinder, ab ins Bett, der Rest ist FSK18, denn um den Touchpad auszubauen muss so ziemlich alles raus aus dem Computer: Interne Batterie, Harddisk, Kontakt von WLAN- und WAN-Karte (laut Manual eigentlich auch beide Karte, ging aber auch so), Thermal-Fan-Assembly, Tastatur, Speicher und Motherboard – einfach alles. Oh und eine halbe Million Flachbandkabel müssen aus ihren Sockeln gezogen und später wieder da rein gefriemelt werden. Und das ist auch nicht wirklich im Manual erklärt, denn der Touchpad ist kein offiziell erhältliches Ersatzteil. Und zwei der vier Schrauben, die ihn halten liegen unter verklebten Flachbandkabeln. Dafür wird man am Ende durch die Tatsache belohnt, dass das Ersatzteil passt, wie angegossen. Absolut keine Probleme :-)))
Juhu – ich habe wieder Trackpoint-Tasten:


Ich habe tatsächlich für alle Schräubchen wieder ein Zuhause gefunden und es ist nix übrig geblieben beim Zusammenbau. Also nun der große Moment – erster Rechnerstart nach all den Modifikationen. Schnell noch den Touchpad im BIOS deaktivieren. Und was soll ich sagen? Er fuhr hoch, die SSD wurde erkannt, das BIOS hat nicht das Motherboard gebraten und der neue Touchpad bzw. seine Tasten funktionieren auf Anhieb.
Erfolg auf ganzer Linie – das ist Freude pur. ;-)

Freitag, 30. Januar 2015

Buchempfehlung – Mechanik

Im Laufe der Zeit haben sich in meinem Schrank massenweise Bücher über Programmiersprachen, Algorithmen, Elektronik, Digitaltechnik, Mikcrocontroller etc. gesammelt. Manche sind gut, andere nicht und manche sind eine echte Offenbahrung (sich sage nur Paul Scherz' Practical Electronics for Inventors). Eine echte Schwachstelle in meiner Bibliothek ist hingegen das Thema Mechanik. Zwar finde ich jede Art mechanischer Konstruktion faszinierend und oft von großem ästhetischem Reiz, aber mangels Ahnung und geeignetem Werkzeug habe ich diesen Bereich bisher kaum wirklich beachtet und weiß irgendwie erschreckend wenig darüber. Das muss sich natürlich ändern, auch wenn ich noch nicht so genau sehe, ob und wie ich das je wirklich umsetzen kann. ;-)

Und so habe ich mich mal in der Mechanik-Ecke bei Amazon umgeschaut und bin auf ein echtes Schatzkästchen gestoßen: Das Illustrated Sourcebook of Mechanical Components von Robert O Parmley:



Ein dicker Wälzer von gut 1000 Seiten mit Phantastillionen von Abbildungen. Das Druckbild ist eher etwas altertümlich, aber dieser Schinken hat's echt in sich! Ich könnte stundenlang darin herumblättern und mir alle möglichen Getriebe, Hebelmechanismen, Lager, Verbindungen u.s.w. zu Gemüte führen. Hier ein paar Impressionen:







Natürlich gibt es auch Formeln und Graphen, aber die anschauliche Darstellung der grundlegenden Funktionsweise und der Eigenschaften verschiedener Bauformen steht klar im Vordergrund. Aber genau das ist die Stärke dieses Buchs: Es ist eine Art Atlas der mechanischen Konstruktion und kein gewöhnliches Lehrbuch für Maschinenbauer. Als solches ist es auch eine super Quelle für ambitionierte Maker, denn viele der Details, die für den professionellen Ingenieur essentiell sind spielen keine große Rolle, wenn man im Keller einen Roboter oder etwas ähnliches bauen will und wenn man doch an diesen Punkt kommt gibt es wie gesagt ja endlos viel geeignete Literatur. Wer Making things move von Dustyn Robert gut fand wird dieses lieben! Das Sourcebook hilft dabei, schnell Inspiration zu finden. Fünf Sterne von mir!