Dienstag, 25. November 2014

Radiosonden-Autopsie

Das Mystery-Objekt aus dem vorigen Post ist eine Radiosonde – d.h. das Ding, das unten an einem Wetterballon hängt. Also eine Art fliegender Wetterstation mit Sendefunktion. Nun wird sich der geneigte Leser fragen, ob man so eine Sonde einfach behalten darf, wenn man sie findet. Die Antwort lautet "kommt drauf an". Diese Sonde hatte z.B. einen Beipackzettel huckepack dabei – und der fordert den Finder auf, die Sonde sachgerecht zu entsorgen und nur im Zweifel zurück zu schicken:

Also alles im grünen Bereich.

Aber zurück zu unserem Wundergerät: Die konkrete Sonde, um die es hier geht ist eine Vaisala RS92-SGPD. Was kann das Ding nun? Hier eine Liste der Features, die ich dem Datenblatt des Herstellers entnommen habe:
  • Messung von 
    • Luftdruck: 3-1080 hPa (0.1 hPa Auflösung, 1hPa Genauigkeit)
    • Temperatur: -90 bis +60°C (0.1 °C Auflösung, 0.5°C Genauigkeit)
    • Luftfeuchtigkeit: 0 bis 100 %Relative Luftfeuchtigkeit (1% Auflösung, 5% Genauigkeit)
  • 12 Kanal GPS Receiver: 10/20m Ungenauigkeit (horizontal/vertikal)
  • Spannungsversorgung: 9V (hier durch 6 AA-Zellen)
  • Digitale Datenübermittlung im 400MHz Band
    60mW Sendeleistung; 2400 bit/s
  • Messzyklus: 1s
Ein Handbuch gibt es ebenfalls zum Download. Aber hier erst nochmal ein Bild inklusive Beschriftung:


Nun muss erstmal das Gehäuse runter, damit wir einen Blick ins Innenleben werfen können. Zunächst kam der Battery-Pack zum Vorschein:


Also den nächsten Deckel abmachen und nun sehen wir schon etwas mehr vom Innenleben:

Nun noch den rückseitigen Deckel abmachen. Zunächst gab es wenig zu sehen, weil ein großer HF-Blechdeckel drüber war. Da hat sich dann die Leistungsstarke Lötstation bezahlt gemacht – mit dem alten Elektroniklötkolben hätte ich die dicken Lötstellen nicht lösen können, aber mit der dicken Weller ging's wie Butter. Unter dem großen Deckel kamen dann weitere Bleckdeckel zum Vorschein. Der obere ging gut weg, vor dem zweiten musste ich kapitulieren – der war komplett drumrum verlötet, das schafft auch die Lötstation oder die Heißluftstation nicht so ohne weiteres. Im Wesentlichen habe ich darunter einen Haufen SMD Kram gefunden und ein paar Vaisala Custom Chips, so dass ich auf diesem Weg nicht wirklich viel über die Funktionsweise in Erfahrung bringen konnte.


Soviel erstmal für heute. Als nächstes werde ich mal sehen, ob ich was über die Kommunikationsschnittstelle herausfinden kann. Wenn was dabei rauskommt werde ich hier berichten. Auch wäre es natürlich cool, wenn es gelänge, das gerät neu zu programmieren, oder zumindest mit ihm zu reden. So könnte man den vermutlich sehr leistungsstarken GPS-Empfänger nutzen und auf die Sensordaten zugreifen. Ob das geht? Keine Ahnung - ich werde versuchen es herauszufinden.

3 Kommentare:

  1. Das Ding ist ja echt cool. Allein schon wegen dem GPS Receiver. Wenn die ein dokumentiertes Standardmodul verwenden, dann ist das Ding super wiederverwertbar. So ein Modul kostet sonst 30 Euro oder so. Auch die Sensorik ist nicht zu verachten. Die wird aber wharscheinlich nicht so einfach wiederzuverwenden sein. Muss gleich nochmal in die Anleitung von dem Ding schauen. Freu mich schon auf weitere Untersuchungen deinerseits.

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  2. Hi,
    Schau mal in den bereich des Senders.... Das sind gans normale RS232 Daten. TTL PEgel.

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  3. Hi Anonymus! Danke für den Tipp! Werde mir das mal ansehen. UART klingt auf jeden Fall schonmal vielversprechened. :-)

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