Donnerstag, 11. Juni 2015

Tischbohrmaschine

Prolog

Manchmal muss ein Mann einfach ein Loch bohren. Nun habe ich nicht direkt Mangel an Bohrinstrumenten: Akkubohrer, Schlagbohrmaschine, Bohrhammer, Nasenbohrer, Proxxon-Mini-Bohrschleifer – alles da. Was die aber alle nicht vernünftig können, ist ein echt senkrechtes Loch z.B. in Metall oder so. Und das nervt, weil man es doch gelegentlich haben will, wenn man mal wieder irgendwas kleines bastelt.

Pläne

Die Lösung ist offensichtlich: ich brauche eine Standbohrmaschine. Also auf ins allwissende Weltweite Netz und die einschlägigen Foren studieren, was man so kaufen kann. Aha - also auf keinen Fall aus dem Baumarkt, das ist alles lebensgefährlicher Schrott, der eigentlich gar keine Löcher bohrt, sondern nur Krater erzeugt –  hm. Optimum und Quantum oder Bernardo werden genannt - das sei zwar eines echten Handwerkers auch nicht würdig, hätte aber nicht die sofortige Exkommunikation aus der Maker-Gemeinde zur Folge. Nur welche? Und was braucht man noch so? Kraftstrom muss es unbedingt sein erfahre ich, weil alles andere unzumutbar sei. Aber ganz eigentlich sind Quantum/Optimum natürlich auch nur Chinaschrott mit veredelter Fassade – sagen jedenfalls die Ständerbohrmaschinen-Götter in den Foren und verheimlichen nicht ihre Verachtung für die Qualitätsagnostiker.

Ad astra

Also doch lieber ein alte Industriemaschine? Die halten ewig, und man muss sich auch nicht mit diesen fatalen Fehljustierungen um mehrere Nanometer herumärgern. Oder gleich eine Neue? Da weiß man was man hat! Also auf zu den einschlägigen Werkzeugversorgern im Netz.

Als ich dann mit Hilfe von Riechsalz wieder aus meiner Ohnmacht erwachte, in die ich angesichts der Preise gefallen war, wurde mir klar: die spinnen alle! Ich will nur mal ein Loch bohren und das soll halbwegs grade sein, jedenfalls besser, als ich es freihändig hinkriege und mich dafür nicht bis in die dritte Generation verschulden.

Katharsis

Also in den Baumarkt! Pah!

Dort fand ich eine Rotwerk RB18 vario. Die ist garantiert aus China, läuft mit nur 230V (die ich im Gegensatz zu Kraftstrom tatsächlich im Keller liegen habe) war verhältnismäßig billig und fühlte sich so einigermaßen benutzbar an. Also gekauft.

Auf dem Boden der Realität

Zuhause hab ich sie dann aufgebaut. Oder besser: ich wollte sie aufbauen, was sich aber als schwierig erwies, weil sich die blöden Schrauben, mit denen man die Muffe für die Säule an der Fußplatte befestigen soll einfach nicht tief genug einschrauben ließen. Was ist da los? Offenbar hat der unterbezahlte Chinese in der Produktion keine Lust gehabt, die Gewinde bis ganz runter zu schneiden - jedenfalls waren die nicht lang genug. Grumpf!

Da war ich kurz davor, den ganzen Kram wieder einzupacken, dem Baumarktpersonal in pathetischer Geste vor die Füße zu werfen und eine Maschine im Gegenwert von 10 Jahresgehältern zu besorgen. Aber dann erinnerte ich mich daran, wie sauschwer das Ding ist und wie wenig Lust ich hatte, zum vierten Mal an diesem Tag (ist eine andere Geschichte) zu  dem verfluchten Baumark zu fahren. Also hab ich ihr eine zweite Chance gegeben und die vermaledeiten Gewinde selber nachgeschnitten – und schon klappte es auch mit den Schrauben und die Säule sitzt nun schön fest:



Die restliche Montage war relativ simpel und zu einem Probeloch bin ich ebenfalls noch gekommen. Und was soll ich sagen - es war ziemlich – äh – lochförmig. Also genau das, was ich haben wollte. Zugegeben – der Tiefenanschlag, den die Erbauer erdacht haben, ist ein schlechter Witz aber ich denke für ein paar Löcher in Platinen oder Frontplatten und anderem Heimbastlerkram wird die Maschine dennoch ausreichen. Sozusagen die Rigol unter den Tischbohrmaschinen: Unglamurös, mäßig schön, aber gut genug für was ich momentan brauche und nicht teuer.





Sollte ich eines Tages beschließen, in die semiprofessionelle Metallbearbeitung einzusteigen kann ich mir immer noch was beeindruckenderes suchen...

4 Kommentare:

  1. *lol* die Diskussion kennen ich. Würde mir auch was in der Art holen. Hand aufs Herz: wieviele Löcher hast du denn damit im ersten halben Jahr gebohrt? ;-)

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  2. *lol* die Diskussion kennen ich. Würde mir auch was in der Art holen. Hand aufs Herz: wieviele Löcher hast du denn damit im ersten halben Jahr gebohrt? ;-)

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  3. ich find die baumarkt bohrmaschinen ausreichend zu meist

    mfg
    thomas von baumarkt 24

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  4. ich habe eine Quatum B14


    Die bekommt man für ca. 150€. Die Qualität ist nicht optimal, die Riemen schleifen manchmal am Gehäuse, es gibt keine Kurbel für den Tisch, die Tiefeneinstellung kann schon um 1mm variieren, je nachdem, wie doll man das Bohrfutter nach unten dreht. Auch ist die Ausladung (104mm) und der Pinolenhub (50mm) schon recht knapp bemessen. Ich komme momentan ganz gut zurecht, da ich noch einen Bohrständer und Dübelhilfen habe, würde mir aber jetzt eher eine größere kaufen, wenn ein Neukauf anstünde.

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