Nun ist eine SSD leicht und unempfindlich, d.h. ich könnte sie einfach mit etwas Klebeband befestigen, aber das fand ich stillos. Ob HP passende Trays anbietet entzieht sich meiner Kenntnis - jedenfalls hab ich keine gefunden. Also als nächstes mal auf Amazon schauen. In der Tat findet man mit geeigneten Suchbegriffen ("SSD Caddy") Trays im vermeintlich richtigen Format (9.5mm Höhe) inklusive SATA-Adapter. Gekauft.
Zwei verschiedene Produkte habe ich ausprobiert. Keines davon war ideal. Sie haben in den Slot gepasst und die SSD ging auch rein, aber in keinem Fall passte die dazugehörige Frontblende wirklich richtig und die Originalblende konnte man nicht mehr montieren, wenn der Caddy im Schacht steckt. Das sieht Sch**** aus. Ja ich weiß - sieht ja keiner, steht eh im Keller bla bla bla. Sagte ich schon, dass ich was stilvolles wollte? ;-)
Also anders. Wozu habe ich eigentlich einen 3D-Drucker? Zunächst habe ich mal die einschlägigen Modell-Repositories durchsucht. Da gab es diverse Adapter für die HDD-Bays, aber nix für den ODD-Schacht, das meinen Vorstellungen genügt hätte. Also selber entwerfen.
Erstmal maßnehmen
Vor das Objekt hat die Natur das Konstruieren gesetzt und davor wiederum das Vermessen der Lage. Also Messschieber und Lineal geholt und das Fach vermessen. Kling trivial, ist es aber nicht so ganz, denn wer sich die Situation genauer ansieht, erblickt diverse Haken, Klammern etc. und das ist schwierig korrekt zu vermessen:Design
Nun musste das Gekritzel also nur noch in ein echtes Design übersetzt werden und so stellte sich als nächstes die Frage, welches Werkzeug ich verwenden will. Die meisten Leute nehmen ein traditionelles CAD-Programm. AutoCAD (wenn man das Geld dafür ausgeben will), Sketchup oder FreeCAD oder sowas. Als Opensource Jünger will ich natürlich was, das unter LINUX läuft. Und OSS sollte es idealerweise auch sein. Also FreeCAD? Nein - ich bin kein Zeichner, ich bin ein Coding-Guy. Und auch für diese Spezies gibt es was schönes: OpenSCAD. Das ist eine simple Programmierumgebung zum Design von 3D Modellen. Nicht super perfekt, aber schon sehr benutzbar. Leider nicht Python basiert, obwohl es mit SolidPython immerhin inzwischen etwas in der Richtung gibt. Kürzlich habe ich was entdeckt, das mächtiger, pythoniger und ausgefeilter erscheint (CADquery), aber das hab ich noch nie benutzt und es erscheint mir einigermaßen komplex und in den normalen Debian Repositories ist es auch nicht. Also was soll's – diesmal verwenden wir OpenSCAD.Nach einigem Herumprobieren hatte ich eine erste Version des Caddys fertig:
v0.1 |
In der zweiten Iteration passte es ganz gut in den Slot und hat auch noch eine abgeschrägte Rückseite bekommen, damit die Schachtblende besser draufpasst:
v0.2 |
Die dritte Generation hatte dieses Problem nicht mehr:
v0.3 |
Version 4 (naja eigentlich 0.4 in meiner Versionierung, denn so verblendet bin ich nun wieder nicht) habe ich dann von grundauf umdesigned:
v0.4 |
Also nun Version 0.5: SSD etwas weiter nach vorne verschoben, damit die Abdeckung draufgeht, ein bisschen an den Maßen gefeilt, Seitenführungen noch etwas gekürzt, noch ein paar mehr Löcher in die Grundplatte gemacht und zuguterletzt noch Löcher für Befestigungsschrauben hinzugefügt, obwohl ich die wohl nicht verwenden werde, denn die SSD passt straff in die Aussparung. Wenn man aber stattdessen eine Festplatte nimmt ist festschrauben vielleicht sinnvoll...
v0.5 |
An diesem Punkt war ich mit dem Ergebnis ganz zufrieden. Und so sieht das dann in echt aus:
Und damit der nächste, der sowas haben will nicht wieder bei Null
anfängt habe ich Source Code und STL-File auf youmagine deponiert. Nun ist die Hardware-Seite des Servers also komplett zu meiner Zufriedenheit und ich werde mich im nächsten Post dann der OS Installation zuwenden.
Was habe ich gelernt?
- openscad ist ein nettes tool, allerdings fühlt es sich nicht ganz ausgereift an und ist stinklangsam - selbst bei so einem simplen Objekt
- Planen ist gut, rapid Prototyping ist besser. Die Fehler, die ich im Prozess gemacht habe, hätte man natürlich durch gründlichere Planung, besseres Ausmessen etc. finden können - aber drucken und ausprobieren ist exrem effektiv und effizient. Es ist einfach etwas ganz Anderes, einen Prototypen in der Hand zu haben, als sich theoretische Gedanken zu machen. OK - die Druckzeiten sind bei einem Heim-3D-Drucker happig (viele Stunden), aber wenn man v.a. Abendbastler ist, dann druckt man am besten über Nacht und kann am nächsten Tag testen und weitermachen.
- Eventuell hätte ich mir was gespart, wenn ich am Anfang eine super simple Schablone aus Karton geschnitten hätte, um die teils unpräzisen Messwerte für die Lage der diversen Haken und Hindernisse zu prüfen.
- 3D-Drucken macht Spaß! Ok - dass wusste ich schon ...
Super Sache! Ich will auch einen 3D-Drucker *sniff*. Machst du noch mal eine kurze Vorstellung vom Ultimaker? Muss dich unbedingt mal besuchen kommen.
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